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Action-Fotografie mit Tinu Müller & Snowboard-Olympiasieger Gian Simmen

Im Interview erzählen die beiden sportbegeisterten Fotofreaks von ihrer Bilder-Bucketlist, ihren lustigen Ausflügen und geben wertvolle Tipps für gelungene Action-Fotos.
Ausgezeichnet: Tinu Müllers «Out of the white room»
Ausgezeichnet: Tinu Müllers «Out of the white room» hat es beim CEWE Photo Award in die Top 1000 geschafft, © Tinu Müller

Gian, du bist Olympiasieger im Snowboarden, wie ist es dazu gekommen?

Gian: Mit 12 Jahren habe ich die grosse Liebe zum Snowboardfahren entdeckt und bin seither wann immer möglich auf der Piste gewesen. Das erste Jahr als Profi bin ich durch ganz Europa gereist, habe aber keinen Wettkampf gewonnen. Im Sommer 1997 konnte ich mich dann aber für die Olympischen Spiele qualifizieren. Im Februar 1998 bin ich nach Nagano geflogen als ‹Nobody›, der noch nie einen Wettkampf gewonnen hat und habe meine Karriere eigentlich da angefangen, wo andere Leute ihre Karriere aufhören.

Das ist wirklich eine beeindruckende Karriere. Tinu, wie bist du zur Fotografie gekommen und was verbindet euch beide?

Tinu: Ich bin hauptberuflich eigentlich Primarlehrer, zur Fotografie bin ich erst mit 30 Jahren gekommen. Eine meiner Leidenschaften ist eben auch das Snowboarden. Ich denke, Gian und ich haben uns relativ schnell durch die Leidenschaft für den Sport gefunden. Als ich damals mit der Fotografie angefangen habe, habe ich beim Experimentieren mit der Spiegelreflexkamera schnell gemerkt, dass mich die Sportfotografie reizt. Heute ist die Action-Fotografie vor allem ein Hobby – meine ganz grosse Leidenschaft.

Fotograf Tinu Müller und Olympia-Sieger Gian Simmen
Fotograf Tinu Müller (r) und Olympia-Sieger Gian Simmen (l), © Tinu Müller

Wie habt ihr euch kennengelernt und was bewegt euch beide dazu, gemeinsam loszuziehen und Bilder zu machen?

Tinu: Wir wohnen beide in Krattigen, einem kleinen Dorf im Berner Oberland. Unsere ältesten Kinder sind zusammen im Kindergarten gewesen, so sind wir zum ersten Mal in Kontakt gekommen. Ein paar Wochen später hatte es geschneit. Da hat Gian mich angerufen, dass er rund 100 Meter neben seinem Haus einen guten Sprung gebaut hat. Ich bin dann zum Sonnenuntergang hin, er ist ein paar Mal gesprungen, ich habe fotografiert und ein bisschen gefilmt. Da haben wir uns praktisch nicht gekannt, aber es hat einfach funktioniert. Es sind coole Fotos entstanden.

Seither gehen wir immer wieder zusammen los, wenn wir Zeit haben. Meistens haben wir schon eine konkrete Idee für ein Foto. In unseren Köpfen gibt es eine riesige Ideen-Liste, was wir noch gerne alles zusammen machen würden (lacht). Meistens ruft einer den anderen an und sagt «Jetzt hätte ich gerade Zeit, komm wir gehen los». Es ist ein bisschen chaotisch, aber lustigerweise kommt meistens etwas Gutes dabei heraus.

Erstes gemeinsames Shooting in Krattigen im Februar 2015, © Tinu Müller

Ja, etwas sehr Gutes! Mit euren Bildern habt ihr ja gerade zwei Preise gewonnen. Beim CEWE Photo Award, dem grössten Fotowettbewerb der Welt, habt ihr es bei mehr als 600.000 Einreichungen unter die Top 1000 geschafft und beim Teilwettbewerb mit der Jungfrauregion habt ihr den 2. Platz erreicht. Wie kam es zu diesen beeindruckenden Bildern?

Tinu: Es gehört natürlich sehr viel Glück dazu – und eine gute Vorbereitung. Der Schnee, das Wetter und das Licht müssen perfekt sein. Ausserdem darf noch keine Spur im Hang sein. Beim Freeriding hast du keine zweite Chance. Das einfachste ist natürlich, wenn man einen Olympiasieger wie Gian kennt (lacht). Er hat über Jahre mit Top-Fotografen zusammengearbeitet und weiss haargenau, was er macht.

Prämiertes Foto «Freeriding in Grindelwald»
«Freeriding in Grindelwald» erreichte beim Wettbewerb «Winter in der Jungfrauregion» den 2. Platz, © Tinu Müller

Habt ihr auch Tipps für unsere Hobbyfotografen, die ein gutes Action-Foto auf der Piste machen wollen?

Gian: Besonders wichtig ist die richtige Einschätzung von Risiken. Es braucht Teamwork und Rücksprache: Was ist die Idee, wo fahren wir durch, wie können wir das machen? Von unten sehen die Piste oder der Hang anders aus als von oben und man muss aufpassen, dass man nicht 200 Meter neben dem geplanten Fotopunkt rauskommt. Vor allem aber müssen Fahrer und Fotograf zu jeder Zeit sicher sein. Es gibt viele kleine Sachen, die man fotografisch gut inszenieren kann. Im Wettkampfsport gibt es Dreifach-Saltos mit Vierfach-Schrauben, das sieht auf dem Foto aber gar nicht unbedingt gut aus. Ein normaler 360er, bei dem das Brett schön gehalten wird, reicht völlig aus und gibt auf einem Foto oft mehr her. Ausserdem ist die Kleidung wichtig. Zum Beispiel haben wir an der Eiger-Nordwand in Grindelwald viel dunklen Hintergrund. Wenn der Fahrer dann dunkle Kleidung trägt, geht er auf dem Foto unter.

Tinu: Ja, leuchtende Farben sind meistens gut, Kontrastfarben wie Orange oder Rot. Ich finde auch, weniger ist mehr. Man sollte sich die Zeit nehmen ein gutes Landschaftsbild zu wählen, das in sich schon funktioniert, anstatt 100 Sachen auszuprobieren.

Und welche Tipps habt ihr in Sachen Technik?

Tinu: Eine schnelle Kamera mit gutem Autofokus ist wichtig. Meine Empfehlung, wenn man nicht unbeschränkte finanzielle Mittel hat: Lieber in gute Linsen als in teure Kameras investieren. Die Linse ist immer entscheidend und hält erfahrungsgemäss länger als die Kamera.

Actionfotografie mit dem Snowboard
Actionfotografie mit dem Snowboard auf der Halfpipe in Grindelwald-First, © Tinu Müller

Habt ihr einen besonders lustigen Fotomoment, an den ihr euch gerne erinnert?

Tinu: Vor circa drei Jahren sind wir am Anfang der Sommerferien auf den Sustenpass gefahren, ohne zu wissen, ob es noch Schnee gibt. Wir haben einfach alles eingepackt: das Snowboard, das Skateboard und das Velo. Oben hatte es praktisch keinen Schnee mehr, aber wir wollten unbedingt ein paar schöne Bilder machen. Gian hat kurzerhand seine volle Snowboardmontur angezogen und ist mit den Schuhen durch einen Bach gestapft. Auf einer Sandbank hat er dann vor der Sommerberglandschaft posiert. Das werde ich nie mehr vergessen.

Drohnenshot rund um den Sustenpass
Drohnenshot rund um den Sustenpass, nähe Steingletscher: «Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Einstellung», © Tinu Müller

Gian: Für mich hat der besondere Fotomoment auch an dem Tag stattgefunden. Nach den Snowboardfotos haben wir noch Bilder am See gemacht. In der Mitte des Sees war ein Stein, hinter dem gerade die Sonne unterging. Tinu fand das einen super Ort für ein Foto mit dem Velo und machte den Vorschlag, dass ich auf dem Stein auf dem Hinterrad balancieren soll. Der Stein war rutschig und klein, so dass ich praktisch keinen Platz hatte, das Velo hinzustellen, geschweige denn auf das Hinterrad zu kommen, aber Tinu wollte nicht aufgeben. Beim dritten Mal bin ich fast ins Wasser gefallen. Und Tinu meinte nur begeistert: «Mach das nochmal, das Licht wird immer schöner!» (lacht).

Velo-Shooting auf dem Sustenpass
«Der ominöse Stein auf dem Sustenpass», © Tinu Müller

Habt ihr eines eurer Fotos schon zum Fotoprodukt gemacht?

Tinu: Ich habe so viele Fotos auf meiner Festplatte, dass ich in den letzten Jahren wieder angefangen habe, Sachen zu drucken. Es ist einfach nochmal eine ganz andere Welt, das Foto auf einem guten Fotopapier zu sehen. Wenn ich Fotobücher mache, dann muss es auch hochwertig sein, da gebe ich richtig Gas (lacht). Ich setze ausgewählte Bilder auch gerne mal gross über eine Doppelseite. Als wir das Haus gekauft haben, war es mein Traum, eine Fotogalerie mit vielen verschiedenen Rahmen und Bildern im Gang zu machen. Angefangen hat es dann mit Bildern von Kollegen von uns und mit der Zeit hat es sich um Lieblingsbilder und Sportfotos erweitert. Fotos von Gian hängen auch dort.

Was ist das nächste Fotoprojekt, das ihr machen möchtet?

Gian: Die Liste hat 300 Positionen, jetzt fehlt einfach nur die Zeit.

Tinu: Die Ideen sind da. Am Ende wird es wahrscheinlich wieder eine spontane Aktion, es ist schwierig vorauszusagen bei uns.

Wir freuen uns darauf, vielen Dank für das Interview.

Website: tinumueller.ch
YouTube: Tinu Müller Fotografie

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