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Eine Leidenschaft für das Ungewöhnliche

Interview mit Fotograf Loïc Bartolini, der es mit seinem Foto «Le bain de soleil» unter die Top 30 Gewinner des CEWE Photo Awards geschafft hat. Im Interview erzählt er, wie es zu diesem wirklich aussergwöhnlichen Foto gekommen ist.
«Le bain de soleil», © Loïc Bartolini
«Le bain de soleil», © Loïc Bartolini

Herr Bartolini, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Gewinn. Stellen Sie sich doch kurz vor.

Mein Name ist Loïc Bartolini, ich lebe in Genf und Paris.  Ich bin Schauspieler, Drehbuchautor und Fotograf und sehr gerne in der Natur unterwegs. Wann immer ich die Gelegenheit habe, reise ich durch die Welt, auf der Suche nach aussergewöhnlichen Bildern.

Fotograf Loïc Bartolini ©Lytnim
Fotograf Loïc Bartolini ©Lytnim

Erzählen Sie uns gerne, wie ihr Gewinnerfoto entstanden ist.

Das Foto wurde ganz zufällig aufgenommen. Ich lasse mich gerne von meiner Umgebung überraschen, suche nach kleinen, originellen Details und halte sie mit meiner Kamera fest. In diesem Fall hatte ich das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Welche Ausrüstung haben Sie denn für dieses Foto verwendet?

Ich habe eine Sony Alpha 7R2, die mich überall hinbegleitet. Früher habe ich immer gerne viele Objektive mitgenommen, heute bevorzuge ich ein gutes altes 24-70mm F2.8, mit dem ich vielseitig und effizient fotografieren kann. Zudem muss ich so nur noch ein Objektiv mitnehmen und entlaste dadurch meinen Rücken (lacht).

Das Foto wurde in einer extrem hellen Landschaft aufgenommen. Wie mussten Sie die Kamera einstellen, damit das Foto so gut gelungen ist?

Das Foto wurde mit dem 63 mm f4.5 1/100 iso 125 aufgenommen, aber ich habe einen variablen ND-Filter auf meinem Objektiv. Ich habe die Belichtung in der Kalibrierung auf -0,75 geändert und den Weissabgleich ein wenig korrigiert, da mein ND-Filter die Fotos ein wenig gelb werden lässt.

Welche Geschichte steckt hinter Ihrem Foto und was waren die Herausforderungen?

Auf den Kykladen gibt es viele ungewöhnliche Strände. Der Strand von Sarakiniko ist ein Beispiel dafür. Obwohl er sehr ästhetisch ist, kann man sich dort nicht lange aufhalten. Sein intensives Weiss reflektiert die Sonne von allen Seiten. Es gibt keine Möglichkeit für Schatten. Der Sonnenbrand ist vorprogrammiert. Dennoch ist es einer der beliebtesten Orte für Touristen, um sich zu sonnen. Die Herausforderung bestand also nicht darin, ein Foto zu machen, sondern diesen Ort ohne Sonnenbrand wieder zu verlassen. (lacht)

Was sagt dieses Bild für Sie aus?

Für mich ist es ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft. Der Ort wird in den sozialen Netzwerken enorm dargestellt, woraufhin die Leute in Scharen kommen und unbedingt den Moment geniessen möchten, auch wenn sie dabei eventuell ihre Gesundheit gefährden. Mir gefällt es, die Absurdität unserer Verhaltensweisen aufzuzeigen.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Foto am besten?

Ich mag seinen Minimalismus, das weisse Gestein, das dem Bild ein fast mondähnliches Aussehen verleiht. Zudem die vielen lustigen Details, wie die unwahrscheinliche Art und Weise, wie die beiden Personen in ihre Kleidung gehüllt sind, um sich vor der Sonne zu schützen (lacht).

Erzählen Sie uns, was der Anlass für Sie war, diesen Moment festzuhalten.

Die Absurdität, die diese Szene so lustig macht. Ich mag es, mir Geschichten zu erzählen und hier vor dieser mondähnlichen Kulisse so etwas mitzuerleben. Wenn man das Glück hat, einer so lustigen und fotogenen Szene beizuwohnen, wäre es schade, sie nicht zu verewigen.

Wie fühlt es sich an, zu den 30 besten Teilnehmern des grössten Fotowettbewerbs der Welt zu gehören?

Ehrlich gesagt, konnte ich es nicht glauben. Ich habe schon einige Preise gewonnen, aber noch nie einen so grossen und ich muss zugeben, dass ich es immer noch nicht ganz glauben kann.

Wie haben Sie und Ihre Familie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Sie gewonnen haben?

Sie können sich sicher vorstellen, dass ich mich sehr gefreut habe. Ich war gerade dabei, meine Ausstellung für das «What a trip festival» in Montpellier zusammenzustellen, und das Gewinnerfoto war Teil der Ausstellung. Es hatte innerhalb von fünf Minuten eine neue Dimension erreicht. Danach nutzte ich die Gelegenheit, um alle meine Verwandten anzurufen und ihnen meinen Preis mitzuteilen.

Wie möchten Sie Ihren Gewinn einlösen?

Ich möchte meine Fotos auf jeden Fall auf hochwertige Wandbilder drucken lassen. Wahrscheinlich auf Alu-Dibond oder sogar auf Holz.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Als ich acht Jahre alt war, nahm ich ein Abonnement für eine Zeitschrift an und bekam dafür eine «kostenlose» Kamera. Kennen Sie diese Zeitschriften, in denen das Geschenk dreimal so viel kostet, als wenn ich es im Laden gekauft hätte? Meine Eltern haben dann die Kamera zurückgeschickt, um das Abonnement zu stornieren. Von da an war es mein Traum, eine eigene Kamera zu besitzen. Erst als ich dann 25 Jahre alt war, habe ich mein Sparschwein geplündert und mir eine gekauft. Von da an war ich der Fotografie verbunden und meine Kamera hat mich nicht mehr losgelassen.

Welche Bedeutung hat die Fotografie für Sie?

Für mich ist es eine andere Art, Geschichten zu erzählen. Und im Gegensatz zu meinem Beruf als Drehbuchautor und Schauspieler, der monatelange Arbeit erfordert, ist das Ergebnis hier sofort da.

Erzählen Sie uns von Ihrem schönsten Fotomoment.

Ich mache gerne lange Wanderungen auf der Suche nach ungewöhnlichen Landschaften und um mein Motiv zum Fotografieren zu finden. Einmal war ich seit fünf Stunden unterwegs und hatte immer noch kein begeisterndes Fotomotiv. Kein einziges Tier, kein visuelles Highlight. Die Sonne begann zu sinken, also bin ich zu meinem Auto zurück. Und vom Parkplatz aus sehe ich dann diesen Wasserfall mit dem spektakulären Farbspiel. Ich war so sehr von der Schönheit dieser Szene gefangen, dass ich dieses Foto 46-mal gemacht habe. Ich wollte sicher gehen, dass ich nichts verpasse und ich jede noch so kleine Variation sehen kann. Zum Glück shoote ich digital (lacht).

«Cascade arc en ciel», © Loïc Bartolini
«Cascade arc en ciel», © Loïc Bartolini

Welche Ratschläge würden Sie Anfängern in der Fotografie geben?

Hören Sie nur auf Ratschläge, die Sie beflügeln und vergessen Sie Ratschläge, die Sie deprimieren. Und vor allem: Folgen Sie nicht den Trends, sondern schaffe sie.

Vielen Dank!

Folgen Sie Loïc Bartolini auf Instagram @loicbartolini

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